Im Krankenzimmer

In einem und demselben Krankenzimmer eines Krankenhauses lagen zwei schwer kranke Männer. Einer von ihnen lag neben dem Fenster, und das Bett des zweiten stand neben der Tür.

Was ist da draußen durch das Fenster zu sehen? — fragte einmal der Mann, der neben der Tür lag.

Oh! belebte sich der andere. — Ich sehe den Himmel, Wolken, die verschiedenen Tierlein ähnlich sind, einen See und einen Wald in der Ferne.

Jeden Tag erzählte der neben dem Fenster liegende Mann seinem Zimmerkollegen darüber, was draußen passierte. Er sah ein Boot, Fischer mit einem großen Fang, Kinder, die am Ufer spielten, junge verliebte Paare, die einander an der Hand hielten und ihre strahlenden Augen voneinander nicht abwandten.

Während der Mann neben dem Fenster all diese wundervollen Dinge durch das Fenster beobachtete, wurde sein Zimmerkollege von unterschwelliger Wut geplagt. „Das ist doch ungerecht, — dachte er. Was Herausragendes hatte er denn geleistet, dass er und nicht ich den Fensterplatz zugewiesen bekam, und ich mir nur die Tür mit der abblätternden Farbe anschauen kann, während er einen schönen Ausblick durch das Fenster genießt“.

Einmal bekam der am Fenster liegende Mann einen starken Hustenanfall und begann zu ersticken. Er versuchte, zum Alarmknopf zu langen, doch er hatte keine Kraft, weil er von dem Husten geschüttelt wurde. Sein Zimmerkollege beobachtete das. Es kostete ihn keine Mühe, auf den Alarmknopf zu drücken, aber er hat das nicht gemacht.

Nach einiger Zeit wurde der Mann am Fenster still und streckte sich in seinem Bett aus.

Als er herausgetragen wurde, bat sein Zimmerkollege die Krankenschwester darum, ihn auf das Bett neben dem Fenster umzulegen. Die Krankenschwester erfüllte die Bitte des Kranken, wechselte seine Bettwäsche, half ihm, sich auf das Bett neben dem Fenster zu legen und ging zur Tür, nachdem sie sich dessen vergewissert hatte, dass der Kranke in seinem Bett bequem lag. Plötzlich wurde sie durch einen verwunderten Zuruf des Kranken angehalten:

— Wie war das denn möglich? Dieses Fenster geht doch zu einer grauen Blindmauer! Der Verstorbene hat mir aber erzählt, dass er einen Wald, einen See, Wolken, Menschen gesehen hat… Wie hätte er denn das alles durch dieses Fenster sehen können?

Auf dem Gesicht der Krankenschwester erschien ein trauriges Lächeln:

— Er konnte überhaupt nichts sehen; Ihr verstorbener Nachbar war blind.

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